29 September 2006

Politischer Müll am Vorabend der Nationalratswahl 2006

Am Stephansplatz in Wien fand heute das große politische Müllabfuhrtreffen statt. In Wien tragen die BeamtInnen der Magistratsabteilung 48 (MA48 oder kurz 48er) – zuständig für Müllbeseitigung – orange Uniformen. Deshalb herrschte heute Nachmittag am Stephansplatz orange vor.

Odin, das Maskottchen des einsprachig-teutschen Mülls machte einen auf Ehrenschutz und nahm allfällig auftauchende zweisprachige Ortstafeln, Pässe, Verpackungen usw. in Verwahrung.

Dann sprach der orange Unterführer und Abteilungsleiter für die biologische Entsorgung militärischen Mülls einige Worte zu den versammelten orangen Hitzköpfen, die sich vor der Kundgebung offenbar allesamt die seltsame Rune "7+" auf die Stirne tätowieren ließen. Der Bewunderer der nationalsozialistischen Abfallwirtschaft Veit Slugovc folgte den Ausführungen begeistert.

Abschließend richtete der Anführer (und demnächst Liquidator) der politischen Müllmänner einige Abschiedsworte an die orangen Hitzköpfe und dachte dabei in aller Öffentlichkeit an seine ab 2. Oktober gesicherte Zukunft im Taschenbilliard-Wettkampfbüro in Eferding, Edelschrott, Eberndorf, Dobrla Vas, Toronto oder wie immer dieses Dorf heisst, wo das Hauptquartier seines alten bzw. neuen Chefs ist.

In der Zwischenzeit wurde es hektisch für die einfachen Parteimitglieder, die mit der Entsorgung des politischen Mülls kaum mehr nachkamen... Franz (rechts im Bild) ist schon am Rande des Nervenzusammenbruchs.

Die Verbündeten der orangen Müllmänner, die Österreichische Verluderungspartei (auch ÖVP) bauten derweil auf öffentlichem Grund und Boden mitten in Wien (nicht in Rostock!) von glatzköpfigen Kampfhundeführern bewachte Sperrbezirke auf. Mehr dazu auf Krähwinkel.

21 September 2006

Das konservative Weltbild im Postkastl


zum vergrößern bitte Bilder anklicken!

SPÖ und ÖVP schicken derzeit Briefe an die WienerInnen aus. Jede und jeder bekommt sie, soferne sie/er im Wählerverzeichnis steht (von da haben die Parteien die Adressen wohl - auf DVR Nummern bzw. einen Hinweis auf die Datenquelle verzichten die Herrschaften nonchalant). Auf den ersten Blick wirkt ein Brief wie der andere. Bei der SPÖ ist es tatsächlich so. Aber es wäre nicht die ÖVP, würde sie nicht auch einen simplen Wahl-Bettelbrief kunstvoll inszenieren, so wie sie den ganzen Wahlkampf wie eine schlechte Schmierenkomödie inszeniert hat: Hinhaltetaktik hinsichtlich des Wahltermines, anti-SPÖ Vorwahlkampf – wir erinnern uns an die gehässigen gelb-roten Gusenbauer-Karikaturen auf Plakaten im Sommer, die seltsame Flöttel-Indiskretionen, die Inszenierung der Sommergespräche bis hin zur Sesselprobe für Herrn Schüssel usw.

Der ÖVP-Brief kursiert nämlich – anders als der der SPÖ – in zwei Versionen: in einer Frauen-Ausgabe und in einer Männer-Ausgabe. Beide bedienen die konservativen Klischees. Hier die Unterschiede:

Frauen-Brief:

"Aber was wäre geschen, wenn wir das Pensionssystem nicht reformiert hätten? Was, wenn wir die Steuern für Familien nicht gesenkt oder die Chancen, die Europa unserer Jugend bietet nicht genutzt hätten?

Höhere Mindestpensionen, bessere Anrechnung von Kindererziehungszeiten oder das Kinderbetreuungsgeld machen Österreich heute zum Vorbild für Europa. Österreich steht heute für ein modernes europäisches Lebensmodell – ein großes Anliegen unserer Außenministerin Ursula Plassnik.

Verlässliche Politik braucht keine leichtfertigen Versprechungen oder unfinanzierbare Forderungen. Und weil ich will, dass Österreich sicher, sozial und leistungsstark
[Hervorhebung im Original]
bleibt, gibt es klare Schwerpunkte:

Arbeitsplätze: ...
Kinder & Familie: ...
Sicherheit: ...
Entlastung: ..."

[man beachte die Reihenfolge!]


Männer-Brief:
"Aber was wäre geschen, wenn wir zum Beispiel die alte Schuldenpolitik nicht gestoppt oder das Pensionssystem nicht reformiert hätten? Wir haben gut gewirtschaftet und so die Rahmenbedingungen gesetzt, damit die Wirtschaft wächst und die Arbeitslosigkeit sinkt.

Verlässliche Politik braucht keine leichtfertigen Versprechungen oder unfinanzierbare Forderungen. Und weil ich will, dass Österreich
sicher, sozial und leistungsstark
[Hervorhebung im Original] bleibt, gibt es klare Schwerpunkte:

Sicherheit: ...
Arbeitsplätze: ...
Kinder & Familie: ...
Entlastung: ..."

[man beachte die Reihenfolge!]

So werden Frauen wieder auf Familie, Kinder, Kindererziehung und Mindestpensionen festgelegt, während in der Prioritätenliste des konservativen Mannes Kinder und Familie erst auf Platz 3 weit hinter dem offenbar drängendsten Problem "Sicherheit" rangieren. Frauen werden mit dem vorgeblich "modernen Lebensmodell Österreich" abgespeist, für das die Frau Plassnik stehen soll, während sich der konservative Mann um das knallharte "Wirtschaften", das "Wirtschaftswachstum" und die "Arbeitslosigkeit" kümmert.

11 September 2006

Platitüden.

Kann man SO WAS wählen?

Fotos: alle aus dem Jahr 2002












Also strengt Euch an, liebe Parteien! Auf dass wir eine wählen...

04 September 2006

Wahl 2006: Die lustigen Trittbrettfahrer

Das will ich Ihnen natürlich nicht vorenthalten:

Der in Wien für Tanz- und Benimm-Kurse gut bekannte Tanzschullehrer Thomas Schäfer-Elmayer nutzt den Wahlkampf und die offenbare Verwilderung der politischen Sitten innerhalb der konservativen Parteien unseres Landes geschickt für sich und seine durchaus elitäre Tanzschule aus. "Für mehr Stil und Anstand in unserem Land" wirbt er und verballhornt den eh schon verballhornten Opernball-Sager "Alles Walzer" zu "Alles rot-weiss-rot".

Unsereins schmunzelt. Aber das Signal an die sich "elitär" dünkenden Konservativen unseres Landes ist klar: Erinnert euch an eure Tanzstunden beim Elmayer – haben diese verlotterten schwarzen christlich-konservativen, blauen national-konservativen bzw. orangen chaotisch-konservativen Parteien Stil? Geschweige denn Anstand? Ist das der neue konservative Stil? Geht in euch! Elmayers Signal – er bezeichnet sich als "unabhängige Liste" – bezieht sich natürlich auch auf manch andere Kampagne abseits der national-christlich-konservativen (von wegen "Schulgeld einführen" etwa... da haben doch Schwarz und Rot vor wenigen Monaten Schulgeldfreiheit im Verfassungsrang beschlossen – auch in der AHS abseits der SchulPFLICHT. Mit diesem Thema kann man nicht mit "Stil und Anstand" Wahlkampf führen).

Protest von der konservativen Seite – mit ganz feiner Klinge.

03 September 2006

Volksstimmefest - ein schöner Sommer geht zu Ende

So wie jedes Jahr läutete auch heuer das Volksstimmefest der KPÖ den Wiener Spätsommer bzw. Frühherbst ein womit dieser Blog seine Sommerpause beendet! Welcome back!

Dieses Wochenende gabs auf der Jesuitenwiese im Prater wieder cubanischen Mojito, karibische Gerichte, lebhafte jugoslawische Musik neben dampfenden Pleskavica- und Raznici-Grillern und politische Debatten allenthalben. 20.000 Menschen waren alleine am Samstag am Fest, an dem Attwenger, Phone3Phone und viele andere Gruppen aufspielten.

Neben zahlreichen Initiativen (hier etwa SOS Mitmensch) gab es sogar einen gut besuchten Info-Stand der Wiener Grünen samt Grünzeux-Verkauf in der politischen Straße des Festareals! Immerhin: wir haben am 1. Oktober Wahlen und da wollen wohl auch die Grünen ihre quasi rote Flagge zeigen (wir erinnern uns: der konservative Andreas Khol betrachtet die grüne Spitzenpolitikerin Eva Glawischnigg als "schöne Marxistin").

Natürlich war auch der Spitzenkandidat der KPÖ da und gab dem ORF angeregt Interviews. Mirko Messneroder sollen wir dem österreichischen Politikerbrauch folgen und ihn als promovierten Slawisten und Germanisten Dr. Messner nennen? – ist Kärntner Slowene und somit der erste Vertreter einer autochtonen Minderheit, der in Österreich als Spitzenkandidat bei einer Nationalratswahl antritt.

Heuer gehts für die KPÖ um viel, hat sie doch nach vielen Jahren erstmals wieder gewisse Chancen in den Nationalrat einzuziehen (eventuell via steirischem Grundmandat).